Ein Beitrag von Eddi Neumann vom 28.02.2023

 

Es gibt Leute, die halten sich von Friedhöfen fern, Andere wiederum gehen gerne einmal auf einem Friedhof spazieren und genießen dort die Stille. Denkt man sich die “Unterwelt” als einen Ort, ist es auch möglich, diesen – zumindest für uns imaginär – zu bereisen, was Höllenfahrt oder Unterweltreise genannt wird. In den Mythologien von Griechen, Römern und des alten Orients sind es die sogenannten Nekyia, die in der Lage sind das Reich der Toten zu betreten. Dabei handelt es sich immer um  Auserwählte, meistens Götter oder Heroen wie Herakles, Aeneas und Theseus, hin und wieder auch Sterbliche wie Odysseus oder Orpheus. Sogar Christus soll zwischen Kreuztod und Auferstehung in die Hölle hinabgestiegen sein, um die Seelen der Gerechten zu befreien.

Orpheus stieg in den Hades hinab, um seine verstorbene Frau Eurydike zu befreien. Mit seinem Gesang konnte er Charon, den Fährmann an der Styx, dazu bewegen, ihn mit in die Unterwelt zu nehmen. Dort traf er auf Eurydikes Seelenschatten und bat den Gott Hades, sie wieder mit in die Oberwelt nehmen zu dürfen. Es wurde Orpheus gestattet, jedoch unter der Bedingung, daß er vor Eurydike her gehe und sich unter keinen Umständen nach ihr umschauen dürfe, bis sie wieder in die Oberwelt zurückgekehrt seien. Er sah sich um; sie musste ihn sofort verlassen und endgültig in die Unterwelt zurückkehren.

 

Ich denke Orpheus' Abstieg in die Unterwelt war „vergebene Liebesmüh“ und es wäre besser für ihn gewesen nach vorne zu schauen und sich nach einer neuen Braut umzusehen. Ich bleibe lieber an der Oberfläche und starte meine Friedhofs-Tour am Hermannplatz. Wenn man von dort in die Karl-Marx- Straße läuft, geht es auf der rechten Straßenseite gleich zum:

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Friedhof Sankt Jacobus

 

 

Gleich nach dem Eingangsportal komme ich in einen Vorhof. Dort befindet sich ein kleines Cafe, ein Blumenladen und eine Kapelle im Stil eines römisch-antiken Tempels. Neuköllns Stadtbaurat Reinhold Kiehl (1874–1913), der unter vielen anderen Bauwerken das Neuköllner Rathaus baute, entwarf die 1910-1913 errichtete Kapelle, sowie den repräsentativen säulengefassten Eingangsbereich. Kiehl fand auf dem Friedhof 1913 auch seine letzte Ruhe.
Bemerkenswert ist die hohe Anzahl erhaltener historischer Gittergräber. Sehenswerte Grabanlagen sind die von einem Terrakottaengel bekrönte Grabstätte des Teehändlers Friedrich Glücks (1854–1920), das Mausoleum des Dachdeckers Hermann Rindfleisch mit antiker Tempelfassade und die monumentale Grabanlage des Automatenerfinders Max Sielaff (1860–1929). Den Ehrengrabstatus tragen die Grabanlagen des Malers und Berliner Sezessionsgründers Franz Skarbina (1849-1910), des Germanisten und Volkskundlers Johannes Bolte (1858-1937), des Feinmechaniker Rudolf Fuess (1838-1917), der innovative Präzisionsgeräte für die Wissenschaft entwickelte, sowie des Geografen und Kartografen Heinrich Kiepert (1818–1899).

 

Sankt Jakobus

 

Jakobus der Ältere ist eine Gestalt des Neuen Testaments. Er zählt zu den zwölf Aposteln und ist einer der bekanntesten Heiligen weltweit. Zusammen mit seinem Bruder Johannes gehört Jakobus neben Andreas und Simon Petrus zu den erstberufenen Jüngern.

Nach der Wiederentdeckung seines Grabes in Spanien im 9. Jahrhundert wurde darüber eine Kapelle, später eine Kirche und schließlich die Kathedrale errichtet, um die herum sich der Pilgerort Santiago de Compostela entwickelte und zu der die Jakobswege führen. Der 25.Juli ist im Westen seit dem 8. Jahrhundert als Jakobstag, das heißt als Festtag für Jakobus den Älteren nachweisbar. Jakobus der Ältere ist der Schutzpatron vieler Orte und Städte, aber auch von Spanien, der Pilger, der Apotheker, der Hutmacher, der Soldaten und für das Wetter.

Seine Ikonographischen Attribute in der Bildenden Kunst sind: Jakobsmuschel, Pilgerstab, Pilgerhut und Mantel.

 

Ich habe einen kleinen Gedichtband bei mir und suche ein ruhiges Plätzchen, an dem ich der Hektik der Großstadt für eine Weile entfliehen kann ...

 

..."Die Göttliche Komödie": Ein Gedicht von Dante Alighieri (1265–1321)

 

Erstes Kapitel

 

"Es war in unseres Lebensweges Mitte, als ich mich fand in einem dunklen Wald; denn abgeirrt war ich vom rechten Weg. Wohl fällt mir schwer, zu schildern diesen Wald, der wildverwachsen war und voller Grauen und in Erinnerung schon die Furcht erneut: So schwer, daß Tod zu leiden wenig schlimmer. Doch um das Heil, daß ich dort fand, zu künden, will, was ich sonst gesehen, ich berichten. - Wie ich hineingelangt kann ich nicht sagen, so schlafbenommen war ich um die Zeit, als ich zuerst den wahren Weg verlassen."

 

 

"Doch, als ich eines Hügels Fuß erreichte, an welchem jenes Tal zu Ende ging, daß mir das Herz zu solcher Furcht befangen, blickt' ich empor, und sah des Hügels Schultern. Bekleidet schon mit des Planeten Strahlen, der uns den rechten Pfad zeigt allerwege. Beruhigt wurd' da die Furcht ein wenig, die in des Herzens See mir angedauert, die Nacht durch, die so angstvoll ich verbrachte. Wie einer, der mit ganz erschöpftem Atem, dem Meer entronnen, das Gestad' erreicht, auf die verräterische Flut zurückblickt."

 

 

"So wandte sich mein Geist, noch immer fliehend, zurück, um zu beschaun' die dunkle Talschlucht, die keinen, der drin weilt, lebendig ließ. -  Als etwas ich den müden Geist gerastet, setzt' ich den Weg am wüsten Abhang fort, so daß der ruh'nde stehts der untre Fuß war. Doch, siehe, fast bei dem Beginn des Anstiegs, ein Panthertier, leichtfüßig und behende, das überdeckt war mit geflecktem Haare. Vor meinen Augen wich das Untier nimmer und störte mich so sehr in meinem Wege, das mehrmals schon zur Umkehr ich mich wandte."

 

 

"Es war die Zeit der ersten Morgenfrühe; Die Sonne stieg empor mit jenen Sternen, die sie begleiteten als Gottes Liebe. Zuerst bewegte diese schönen Dinge, so daß kein Unheil mich befürchten ließ von jenem Tier mit buntgeflecktem Felle, die Stunde, wie die schönste Jahreszeit. Doch war darum der Schrecken nicht geringer, der mich ergriff beim Anblick eines Löwen, erhabnen Hauptes und mit grimmem Hunger kam dieser dräuend auf mich zugeschritten, so daß die Luft vor ihm zu fürchten schien."

 

 

"Und einer Wölfin, die von jeder Gier besessen schien in ihrer Magerkeit, und über viele schon verderben brachte. Sie gab mir durch die Furcht, die von ihr ausging so großes Ungemach, daß ich die Höhe des Berges nicht mehr zu erreichen hoffte. Und wie der Mann, der gern Reichtümer sammelt, wenn eine Zeit kommt, die Verlust ihm bringt, in seinem Herzen sich beklagt und wehklagt, so ward mir ob des friedelosen Tieres, das wie es auf mich zukam, ganz allmählich mich dahin drängte, wo die Sonne schweigt."

 

 

Weg zum Friedhof Sankt Jacob und weiter Richtung Sankt Michael...

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Die nächsten beiden Ziele auf meiner Friedhofs- Tour liegen in der Hermannstraße. Auf Höhe der U-Bahnstation "Leinestraße" befindet sich auf der linken Straßenseite der 

Friedhof Sankt Michael

 

 

Sankt Michael

Michael  ist nach dem Alten Testament ein Erzengel und kommt in den Traditionen des Judentums, Christentums und des Islam vor. In der neutestamentlichen Offenbarung des Johannes tritt Michael als Bezwinger Satans auf, den er auf die Erde hinabstürzt. Der Erzengel wurde nach der siegreichen Schlacht auf dem Lechfeld am 10. August 955 zum Schutzpatron des Ostfrankenreichs und später Deutschlands erklärt.

Der Koran und die arabische Literatur rezipierten die Gestalt des Erzengels Michael seit dem 7. Jahrhundert n. Chr. unter den Namen Mikal bzw. Mika'il.

Meist wird der geflügelte Engelsfürst im Kampf und in der Luft dargestellt, etwa auf einer Wolke. Seine Kleidung ist von der Rüstung römischer Soldaten inspiriert und besteht zumeist aus kurzem Chiton, Brustpanzer, roter Chlamys und Stiefeln mit goldenen Beinlingen. Mit Schwert oder Lanze rückt er dem sich zu seinen Füßen krümmenden, häufig als Drache, manchmal aber auch in menschlicher Gestalt dargestellten Satan zu Leibe. Im Mittelalter wurde Michael auch häufig als Seelenwäger mit Schwert und Waage dargestellt.

 

Zweites Kapitel

 

"Und während ich zur Tiefe niederstürzte erschien mir plötzlich eines Mannes Gestalt, der heiser mir, vor langem Schweigen, däuchte. Als in der großen Wüst' ich den erblickte, rief flehend ich ihn an: Erbarm dich meiner, seist du ein Lebender, seist du ein Schatten. - Kein Lebender, wohl war ich einst ein solcher. Lombarden waren meine Eltern beide und ihre Vaterstadt war Mantova. Geboren unter Julius, wenn auch spät, lebt ich in Rom zur Zeit Augustus des Guten, als man die falschen Lügengötter ehrte."

 

 

"Ein Dichter war ich, sang von des Anchises gerechtem Sohne, der von Troja kam, als Ilion war verbrannt, die stolze Veste. Doch du, weshalb zu soviel Plage kehrst du? Weshalb ersteigst du nicht den schönen Berg, der Anfang ist und Ursach' aller Freude? - So bist du der Vergil und jene Quelle, der so gewalt'ger Redestrom entfließet? Entgegnet ich mit schamgefärbter Stirne. Oh Licht und Ehre du der andren Dichter, mein Eifer, meine Liebe für dein Buch, die ich bewährt, sein mir bei dir Empfehlung."

 

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Friedhof Sankt Thomas

 

 

Sankt Thomas

Der Apostel Thomas ist einer der zwölf Jünger, die Jesus drei Jahre lang als Freunde und Schüler begleiteten. In der katholischen, der orthodoxen und der anglikanischen Kirche wird der Apostel Thomas als Heiliger und Märtyrer verehrt; auch die evangelischen Kirchen erinnern an ihn.

(...) "da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“

 

"Du bist mein Meister, du mein hohes Vorbild, und nur von dir hab' ich die schöne Schreibart entnommen, die zur Ehre mir gereichte. Sieh jenes Tier, das mich zur Umkehr trieb. Errette mich vor ihm gepriesener Weiser, denn Puls und Adern macht es mir erbeben. - Willst du entgehen diesem argen Orte, erwiedert er, als er mich weinen sah, so must zu and'rer Reise du dich wenden, denn jenes Tier, das deiner Klagen Anlaß, gestattet niemand, diesen Weg zu ziehen. Es hindert jeden, bis es ihn getötet. So bös' geartet ist es, so verworfen, das seine schnöde Gier es nimmer sättigt und nach dem Fraß mehr Hunger als zuvor hat."

 

 

"Viel Tiere sind, mit denen es sich gattet, und mehr noch werden sein, bis daß der Rüde erscheinen wird, der unter Qual es tötet. Nicht Land, nicht Silberblech sind seine Speise, wohl aber Weisheit, Christenlieb' und Tugend. Daheim ist zwischen Feltro er und Feltro. Italien wird er retten das gebeugte, für das Camilla einst, die jungfrau, starb, Eurialus, Turnus, Nisus sich verblutet. Von Stadt zu Stadt wird er die Wölfin jagen, bis er zurückgetrieben sie zur Hölle, von wo der erste Neid sie losgelassen." 

 

 

Weg zum Friedhof Sankt Michael und Sankt Thomas

 

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Friedhof am Columbiadamm

 

Der Friedhof am Columbiadamm hatte schon viele Namen: Friedhof hinter der HasenheideDennewitz-Friedhof, ab 1861 Neuer Garnisonfriedhof, nach 1919 Garnisonfriedhof, seit 1970 offiziell Friedhof am Columbiadamm. Er beherbergt derzeit über 7000 Gräber.

Aus Platzmangel und aus hygienischen Gründen wurden Mitte des 19. Jahrhunderts neue Bestattungsflächen vor den Toren der Stadt angelegt. Ebenso verlegte König Friedrich Wilhelm IV. seine Garnison aus der Enge der Stadt heraus in neue Kasernen auf dem Tempelhofer Feld. Der bestehende "Friedhof hinter der Hasenheide" wurde somit 1861 zum "Neuen Garnisonfriedhof" als Friedhof der Garnison erweitert. Von den Befreiungskriegen gegen die Napoleonische Besatzung bis zu tausenden Opfern des Zweiten Weltkrieges kennzeichnet der Friedhof einen nicht unwesentlichen Abschnitt preußischer und deutscher Militärgeschichte. Bereits 1866 überließ König Wilhelm I. einen kleinen Bereich des Friedhofs dem osmanischen Sultan Abdul Aziz für dessen Botschaftspersonal und die Muslime in Berlin. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Berliner Garnison aufgelöst und damit war auch die Bezeichnung des Friedhofs als Garnisonfriedhof hinfällig geworden. Seit den 1970ern wird er als Friedhof Columbiadamm bezeichnet. Der Friedhof weist für Berlin die höchste Anzahl an Gräbern der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft auf, wobei den größten Anteil die fast 7000 Gräber aus dem Ersten Weltkrieg ausmachen. Auf dem Friedhof finden sich zehn Denkmäler, die überwiegend nach dem Ersten Weltkrieg aufgestellt worden sind. Wie alle Denk- oder Ehrenmale sind auch die hier vorhandenen Spiegelbilder ihrer Zeit.

Bereits 1866 überließ König Wilhelm I. von Preußen einen kleinen Teil des Areals dem damaligen Sultan Abdul Aziz für die in Berlin ansässigen Muslime. Mit Ende des Osmanischen Reichs ging das Gelände als Eigentum an das Türkische Verteidigungsministerium über. Dieses Gebiet wird heute noch als türkischer Friedhof genutzt. Ende des 20. Jahrhunderts wurde hier zusätzlich die Ehtlikmoschee erbaut. Der Friedhof hat den Charakter einer Parkanlage. Auf weiten Teilen des Areals wurden nach 1945 Gräber eingeebnet und durch kleine Gedenksteine aus Backstein ersetzt, wie sie sich auch auf den meisten anderen Berliner Friedhöfen wiederfinden. Etliche kultur- und kunsthistorisch interessante Gräber haben sich jedoch erhalten. Einige Grabfelder wurden für die Neuköllner Bevölkerung freigegeben, auf einigen liegen die zivil und militärisch Verstorbenen Seite an Seite.

Mit den ersten Todesfällen aus der ersten türkischen Gastarbeitergeneration entstand Bedarf nach einem muslimischen Friedhof in Berlin. Hierfür wurde ein Teil des ehemaligen Soldatenfriedhofes für die Verstorbenen muslimischen Glaubens ausgewiesen.

 

Weg zum Friedhof Columbiadamm

 

Drittes Kapitel

 

"Weshalb zu deinem Heil ich denk' und ordne, daß du mir folgst, ich will dein Führer sein. Geleiten werd' ich dich durch ew'ge Räume, wo der Verzweiflung Schrei wirst du vernehmen von jenen alten schmerzgebrochnen Geistern, die alle nach dem zweiten Tod begehren. Dann wirst du jene sehn, die in den Flammen zufrieden sind, weil sie, wie spät auch immer, zu den Erwählten zu gelangen hoffen. Willst auch zu diesen dann empor dann steigen, wird eine Seele, würdiger als ich bin, dahin dich führen, wenn ich von dir scheide."

 

 

"Denn, der dort oben herrscht, des Weltalls Kaiser, will, weil ich unbefolgt ließ sein Gesetz, nicht daß durch mich in seine Stadt man komme im Weltenall gebeut, doch dort regiert er, dort ist die Stadt und dort sein hoher Thron. Gesegnet ist wen dort er auserkoren. - Und ich zu ihm: Oh Dichter, ich beschwöre bei jenem Gotte dich, den du nicht kanntest, damit ich dies und größ'res Unheil fliehe, daß du mich dorthin führest, wo du sagtest, so daß des heil'gen Petrus Tür ich sehe. Und jene, die du schilderst als so traurig. - Dann ging er, und ich folgte seinen Schritten."

 

 

"Der Tag entfloh, das abendliche Dunkel entnahm die Tiere, die auf Erden weilen, allseitig ihrer Müh; nur ich allein bereitete mich vor zum Doppelkampfe der Wanderschaft sowohl als auch des Mitleids, den die Erinnerung, die nicht irrt, nun Melde. Jetzt Musen, helft mir, hilf erhabner Geist, Gedächtnis, das verzeichnet, was ich schaute, hier möge sich dein Adel offenbaren! O Dichter, hub ich an, der du mich leitest, erwäge meine Kraft, ob sie auch hinreicht, eh du mich wagen läßt die kühne Wandrung."

 

 

"Zwar sagst du, daß des Silvius frommer Vater, verweslich noch zur wandellosen Welt gepilgert sei mit seinem Erdenleibe; doch, wenn der Feind des Bösen, in Erwägung der Zukunft, die sich an Aeneas knüpfte, des wer und was, ihm solche Gunst gewährte, kann tiefer Denkende das nicht befremden, weil er erkoren war im Empyreum zum Vater Roms und seines hohen Weltreichs. Denn Beides war, die Wahrheit zu bekennen, vorherbestimmt zum gottgeweiten Orte."

 

 

"Auf jener Wanderung, die du ihm nachrühmst, vernahm er Dinge, die zu seinem Siege und zu der Päpste nachgewirkt. Auch das erwählte Rüstzeug ging hinüber, um für den Glauben Kräftigung zu bringen, der Anfang ist zum Wege der Erlösung. Doch welchen Grund hab' ich und wer gewährt mir's, Aeneas bin ich nicht und bin nicht Paulus; für würdig hält mich niemand und ich selbst nicht. Drum, wenn dem Wunsch des Geh'ns ich mich ergebe, befürcht' ich Törichtes zu unternehmen. Erwäg' es selbst, der weiser du als ich bist."

 

 

Alter Garnisonfriedhof

 

 

"Und wie, wer nicht will, was zuvor er wollte, und, Neues sinnend, seinen Vorsatz ändert, so daß sein erstes Ziel er gänzlich aufgibt, so widerfuhr mir an dem düstren Abhang. Wir ohn' uns Ruh zu gönnen immer aufwärts, bis durch ein rundes Loch ich wieder etwas von dem gewahr ward, was den Himmel schmückt, dann traten wir hinaus und sah'n die Sterne."

 

Text: Eddi Neumann mit Auszügen aus "Die Göttliche Komödie" von Dante Alighieri (1265–1321).  Fotos: Eddi Neumann,   Illustrationen und Bildbearbeitung: Eddi Neumann.